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Tadschikistan

Ein neues Kapitel bei 2auf4raedern. Zum ersten Mal auf unserer Weltreise fahren wir in ein uns unbekanntes Land. Die Neugier ist riesig. Was wird uns erwarten, gibt es Probleme mit dem E-Visum?

Fragen über Fragen. Die Antworten gibt es unten.

Viel Spaß beim Lesen

Der Pamir Highway ruft

Die Einreise nach Tadschikistan gestaltet sich recht unkompliziert. Jedoch müssen je zwei Zettel bezahlt werden, die wir nicht lesen können, aber wohl bei der Ausreise gebraucht werden. Zum Glück konnten wir bei reisenden Fahrradfahrern noch ein paar Som von Kirgistan zu Somoni von Tadschikistan tauschen. Dazu kommt noch eine Zolldeklaration für 10 USD. Aber dann endlich berühren die Motorradreifen das erste uns unbekannte Land. Die Neugier ist riesig. Wir machen kurz nach der Grenze halt und bestaunen eine riesige Ebene durch die der Wind pfeift und den Staub aufwirbelt. Am Rand eines alten Flusslaufes sieht man auch eine Art Behausung, für uns ist es jedoch nicht erklärlich wie jemand an solch einer Stelle seine Heimat aufbauen kann. Außer er hängt nicht besonders daran.

Die Strecke zum Karakol See ist sehr beeindruckend, wenn auch von schlechter Qualität. Doch das muss jedem bewusst sein, der den Pamir Highway befahren will und auf genau diesem befinden wir uns. Der Pamir Highway ist zwar kein Highway und auch die asphaltierten Stellen hauen den Fahrer jedes Fahrzeugs aus dem Sitz, wenn die Geschwindigkeit nicht passt, doch ist es immerhin die zweithöchste Fernstraße der Welt, gleich nach dem Karakorum Highway in China und Pakistan.

An dem riesigen See angekommen wollen wir Zelten und suchen uns einen geeigneten Platz. Eins bisschen spielt auch der Gedanke des jüngsten Attentats auf Reisende eine Rolle. Weshalb der gewählte Zeltplatz fernab der Straße ist. Die Nacht ist klar und kalt und heute wird das Bewundern der Milchstraße ein kurzes Vergnügen. Das Zelt steht auf 4200 Metern und das nächtliche Schwitzen hält sich in Grenzen.

Wir stellen am kommenden Tag einen neuen Höhenrekord auf als wir den 4655m hohen Akbaytal Pass überfahren. Da auf dem Pass jedoch kein „Schidle“ steht, fahren wir wieder zurück und machen 200m tiefer die Bilder die Wir haben wollen. Kurz nach der Fotosession treffen Teilnehmer der Mongol Rallye ein, die auch im Moment stattfindet.

Weiter entlang der M41 gelangen wir schließlich nach ein paar Kleinen Unannehmlichkeiten wie gefrorenen Wasser nach dem Aufstehen, einem verlorenen Kennzeichen und kleinen Unwohlpassagen in Murgab. Die Jurte des Pamir Hotels ist geräumig und nicht zu kalt, weshalb hier gleich zwei Nächte verbracht werden. Auch das Essen ist inklusive doch es gibt keinen Strom zwischen 0 und 19Uhr und nur abends warmes Wasser. In Zukunft wird sich das ändern, wenn man der Aussage des Managers glauben kann. Denn dann gibt es Strom von einem mit deutschen 5 Mio € erbautem Wasserkraftwerk. Des Nachts kann jeder Bewohner die hell leuchtenden Scheinwerfer des Kraftwerks bewundern. Denn diese erstrahlen testweise schon über Murgab. Die eintreffenden Fahrradfahrer sind zu bewundern, erzählen Sie doch bis hierher schon über 7000 km geradelt zu sein und auch die Ganze Strecke nach Hause fahren wollen. Hut ab, Sie sind aus Deutschland und kommen so im tiefsten Winter zu Hause in Köln an. Und da sagt manch einer doch, wir seien verrückt.

Der Pamir Highway hat eine mögliche Erweiterung zu bieten, das tschetschenische Wakhan Tal. Weil wir Motorräder haben entscheiden wir uns spontan dafür beide Strecken zu fahren was wir auch nicht bereuen. Zuerst wird das Wakhan Tal unter die Räder genommen, was den Reisenden über 200km direkt an der afghanischen Grenze entlangführt. Beeindruckende Ausblicke sind garantiert. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Andre und ich nur ca. 50 Meter neben dem Grenzfluss unser Zelt aufschlagen und den Anfang des Afghanischen Wakhan Korridors bewundern. Natürlich soll auch ein Bad in einer der zahlreichen heißen Quellen nicht ausbleiben, weshalb Garam Chasma angesteuert wird. Dort sitzen wir mit den Einheimischen zusammen in dem ca 35 °C heißen Wasser und lassen uns von der H2O, Kalk und Schwefelmischung Durchkochen.

Wieder auf der Hauptstrecke Richtung Murgab werden wir Zeuge der tadschikischen Gastfreundschaft. So werden die zwei Herren aus dem Schwabenland gleich zweimal zu Essen, Trinken und Schlafen eingeladen. Das freut den schwäbischen Geldbeutel natürlich, doch umso mehr freut es uns, da wir solch eine Großzügigkeit von Menschen die keinen Verdienst haben und eigentlich Selbstversorger sind nicht erwartet hätten. Es gibt ein altes Sprichwort das sagt: „Je mehr Schuhe vor deiner Türe stehen, desto mehr Glück wirst du haben.“

Wieder zurück in Khorog finden wir eine Bleibe für 20 $ p.P inklusive Frühstück und Abendessen. Das ist uns jedoch zu teuer. Wir fragen nett nach einem Discount und der Preis sinkt auf 15 $ p. P. Natürlich 

gebe ich nicht auf und erhalte den Zuschlag, 25 $ für zwei Personen die Nacht inklusive Frühstück, Abendessen und Waschmaschine. Handeln hilft immer.

 

 

In Khorg verbringen wir die beiden Tage sehr gemütlich. Essen gehen und auch die Homepage aktualisieren. Dann wieder in die Stadt und ein Bisschen die Gegend erkunden. Das führt dann am zweiten Tag dazu, dass wir zum Vodka eingeladen werden und das schon am Vormittag. Aber warum? Unser Gespräch dreht sich um das weiße Auto nicht weit entfernt von uns. Es hat eine riesige Antenne wie die, die an der afghanischen Grenze gefahren sind. Also kommt die Frage auf, ob es wohl ein Erkundungsfahrzeug der EU ist. Der Fahrer ist damit beschäftigt, das Fahrzeug mit Hilfe eines Kanisters und einer abgeschnittenen Flasche zu betanken. Als in dem kurzen Gespräch die Herkunft an der Reihenfolge ist, wird der Mann hellhörig und spricht sofort die Einladung zum Vodka aus. So interessant auch die Begegnung wäre, leider müssen wir ablehnen, da der zu erwartende Verlauf des Tages zu alkohollastig werden würde. Natürlich versteht der Tanker das und sagt wir sollen des Abends nach dem Essen wiederkommen.

In Khorog selbst ist es mit Restaurants nicht gut bestellt und da heute auch noch Samstag ist, sind auch nur zwei Restaurants geöffnet. Samstag ist der „zellebraischon daii“! Also plpatzieren wir uns am Fluss in ein Restaurant und essen einen Burger.

Die Weiterfahrt, wieder an der afghanischen Grenze, bringt nichts Neues. Der Grenzfluss ist sehr breit und auf der anderen Seite sieht es aus wie auf der unsrigen. Auch die Straße ist nicht die beste uns so können wir unseren Blick nicht wirklich von ihr lösen um die Landschaft zu erkunden. Bis nach Kalaikum wollen wir heute fahren. Hier trennt sich unsere Route von der afghanischen Grenze. Ganz bis Kalaikum reicht es nicht aber wir finden einen tollen Campingplatz kurz davor, so denke ich zumindest. Nach dem Auswählen des richtigen Platzes fürs Zelt stelle ich jedoch fest, ein Krog ist weg. Was soll ich jetzt nur machen. In meinen Habseligkeiten gibt es vier Paar „Schuhe“. Trekkingschuhe, leichte Sneaker, Krogs und ein paar defekte Flip-Flops. Und jetzt fehlt ein Krog. Ich bin echt am Ende.

Die Schuhe sind abends vor dem Zelt, morgens vor dem Losfahren und bei längeren heißen Pausen im Einsatz. Denn ich kann, oder konnte, Sie mit Socken Benutzen. Zu Hause hat man recht schnell eine Alternative parat, aber nicht mitten in Tadschikistan. Der Verlust hängt mir schwer auf der Schulter.

 

Über Kalaikum geht’s dann weiter Richtung Süden und dann über Dangara, das seit Juni durch den Mord an Touristen bekannt ist, dann weiter nach Duschanbe. Dort wollen wir eine Zeit lang verbringen und auch Botschaftsdienste und Wartungsarbeiten erledigen. Im Latifa Hostel kommen wir für 5$ p.P. unter.

Die Turkmenische Botschaft hält natürlich eine Überraschung bereit, denn wir bekommen kein Visum, sondern sollen 10 Tage warten. Das geht gar nicht, vor Allem hier in Duschanbe. Es fehlt der richtige Vibe der Stadt um uns zu fesseln. Also fragen wir nett nach dem Senden der Dokumente nach Taschkent und das soll dann auch kein Problem sein.

Die Koffer an meinem Motorrad sind oben am Deckel eingerissen, das ist wahrscheinlich auf die schlechten Straßenverhältnisse im Pamir zurückzuführen. Doch auch dieses Problem bekommen wir in den Griff und finden einen Mann der Alu Löten kann. So ist der Koffer zumindest wieder dicht.

Am Abreisetag müssen wir noch Tanken und steuern eine Tankstelle am Stadtrand an. Nach dem Tanken fällt mir die Kupplung auf. Etwas stimmt da nicht. Diagnose, Zug gerissen. So ne Scheiße, zu Hause haben wir noch darüber diskutiert ob wir Ersatz mitnehmen oder nicht. Natürlich haben wir keinen mit. Der Tankwart kenn einen Motoservice. Dort angekommen ist weit und breit nicht zu sehen. Die anwesenden Leute weisen einen anderen Weg. Am Ziel wieder das gleiche. Ich lassen mir von einem jungen Mann die Adresse im Handy markieren. Er kann nicht weg, muss gerade seinen Reifen wechseln, mitten auf der zweispurigen Hauptstraße.

Diesmal haben wir etwas mehr Glück, angetroffenen Anwohner zeigen uns den Weg in eine Autowerkstatt. Der Meister ist ein Tüftler und hat sich auf Tuning spezialisiert. Doch er kennt sich in der Stadt aus und technisch ist er auch fit.  Am Ende habe ich einen neuen Kupplungszug im Motorrad, den wir zufällig in einem ehemaligen Motorradgeschäft gefunden haben. Das Ganze hat DREI (3!!!!) Euro gekostet, denn für seine Arbeit wollte der Meister nichts, obwohl er 3 Stunden beschäftigt war. Andre und ich werden im Anschluss sogar noch zu Essen eingeladen. Wir seien schließlich Gäste und Gästen muss man helfen. Ich wünsche mir diese Gastfreundschaft für die ganze Welt.

Über den nördlichen Teil der Stadt verlassen wir diese und finden einen Platz für unser Zelt. Doch kurz nachdem unser mobiles Eigenheim auf dem Laubteppich steht, fällt Andre auf, dass der Schlüssel unseres Zimmers noch in seinem Geldbeutel ist. Würde nicht auch mein Koffer wieder reißen, wäre ich wohl des Umweges enttäuscht aber unter den Umständen ist es natürlich kein Thema. Da gestern nicht mehr viel Tageslicht zum Fahren war sind es nur 30 km.

Auch dieser erneute Besuch der tadschikischen Hauptstadt lohnt sich, die Koffer werden wieder gelötet, diesmal richtig und den Hostelbesitzer machen wir auch sehr glücklich mit dem zurückgebrachten Schlüssel. Wie üblich in Asien ist es der einzige Schlüssel für diese Tür.

Über den Iskenderkol-See fahren wir Richtung Norden. Da über den Tunnel auch sehr viel zu hören ist, die Einheimischen nennen ihn „Tunnel des Todes“ da er unbeleuchtet und gefährlich ist, nehmen unsere Räder die Passstraße unter die Reifen. Oder besser gesagt, den traurigen und abenteuerlichen Rest der Straße. Doch es ist möglich schließlich ist auch die Grenze zu Usbekistan erreicht und die Anspannung steigt, da die Einreise nach Usbekistan sehr schwierig sein soll, vor Allem wenn man verbotene Gegenstände dabeihat.

Unterm Strich ist es natürlich auch schade ein Land verlassen zu müssen. Tadschikistan ist ein Land, dass uns wie schon die anderen ehemaligen Sowjetländer mit offenen Armen empfangen hat. Das Highlight war natürlich die grandiose Landschaft des Pamir-Gebirges. Vor allem der Blick auf das Gebirge von Sary-Tash aus und die Sicht auf die schneebedeckten 7 tausender im Nachbarland China. Näher waren wir dem Himmel noch nie, auf eigener Achse.

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© Jens Hellstern