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Nepal (fast das Dach der Welt)  vom 19.06.-25.07.2019

Natürlich ist die Freude groß nach dem wir nach Nepal fahren dürfen. Doch wir kommen nicht weit, denn schon bei der Immigration haben wir das nächste Problem. Da wir schon gestern aus Indien ausgereist sind macht der Grenzer mal richtig große Augen. "Wie denn das nur möglich sei!" will er wissen usw. und natürlich können wir alles erklären. Nach einer gefühlten Ewigkeit macht er uns dann ein Visum vom vortag. Geht doch. Der Stempel auf dem Carnet wird ohne groß nachzufragen gemacht.

Wir fahren zunächst mal Richtung Berge um etwas kühlere Luft schnappen zu können. Doch auch ist irgendwie die frische Luft nicht so erfrischend wie gedacht, es fühlt sich eher an als wäre die Luft raus. Und auch Nepal vermag es nicht, dieses Gefühl verschwinden zu lassen. 

Aber es hilft ja nichts, die Fahrt geht weiter. Zumindest stellenweise, denn immerwieder verhindern Erdrutsche das weiterkommen. Auch die Umwege können sich teils sehen lassen, müssen wir doch oft durch tiefe Flüsse oder über enge Brücken, die keinesfalls den Eindruck erwecken für schwere Motorräder gemacht zu sein. 

Was uns auffällt ist, dass die Menschen in Nepal wieder etwas mehr Zeit auf der Straße haben. Nicht dass der Verkehr entspannt wäre, doch dieses Fahren ist etwas weniger lebensgefährlich. Zeltplätze zu finden ist nicht einfach, gibt es doch nicht wirklich ebene Flächen für das Zelt. Wenn dann einer gefunden ist, dann hat man dafür aber eine Wirklich schöne Landschaft um sich herum. Teilweise kommen dann aber Menschen vorbei die sehr interessiert sind, genau wie in Indien. Also nichts für Reisende die gerne alleine sind. Einmal hatten wir Besuch der halben Dorfjugend, ohne ein Dorf zu sehen. Die männlichen Besucher waren so stark angetrunken, dass es sehr schwer war, mit ihnen zu kommunizieren.

Der größte Unterschied zu Indien, wo man gefühlt alle 5 km eine Tankstelle findet, gibt es hier in den nepalesischen Bergen so gut wie gar keine. Ist dann eine Tankstelle gefunden, gibt es nicht immer Benzin. Die Tankstellen haben Benzin, dürfen es aber nicht verkaufen, warum auch immer. So müssen wir immer wieder auf die „Fasstankstellen“ zurückgreifen. Normalerweise versuchen wir das zu verhindern, denn unsere Teneres haben den Filter im Tank verbaut. Aber wir kommen durch, wie immer. So biegen wir dann vor Amargadhi rechts ab auf die H15 und Fahren Richtung Birendranagar. Dort angekommen, wurde Andrè noch kurz vor dem Hotel ein Dämpfer mitgegeben. Durch starke Regenfälle war ein Teil der Straße überflutet. Ich kam ohne Probleme durch, nur meine Füße waren nass, da ich keine wasserdichten Stiefel habe. Doch Andrè erwischt vermutlich einen Stein mit dem Vorderrad und legt sich und das Moped voll in die Pfütze. Die rechte Touratech Box, die auch schon den einen oder anderen Bodenkontakt aushalten musste, hält das nicht aus und wird geflutet.

Im Hotel eingecheckt werden dann erstmal die ganzen Sachen zum Trocknen ausgelegt und wir laufen etwas durch die Stadt und trinken unser erstes Bier in Nepal. Und siehe da, es ist Warsteiner. Gebraut in Nepal unter Lizenz. Beim Heimlaufen sehen wir noch ein Plakat für das MUD FESTIVAL, wir überlegen sogar unseren Aufenthalt zu verlängern, doch entscheiden uns anders.

Wir behalten unseren Kurs durch die Berge, verspricht er doch das größere Abenteuer. Und das ist es, in Nepal durch die Berge zu fahren ist wie ein Spielplatz für die großen Jungs. Matsch, Wasserdurchfahrten, verengte Fahrbahn, Kies, Schotter und steile Abhänge deshalb sind wir doch hier, oder? Ab Rukumkot bekommt die Straße dann auch wieder einen Namen, Mid Hill Highway, der ist allerdings etwas irreführend, pendelt sich die Durchschnittsgeschwindigkeit nur bei ca. 25km/h ein. Hier gibt es mehr Infos zum Mid Hill Highway

Außer dem Spaß auf der Straß(e) gibt es nicht sehr viel zu berichten bis Pokhara, aber dort angekommen geht’s richtig ab.

Wir fahren von Norden kommend auf dem Pokhara-Baglung Highway, der Verkehr ist schnell und nicht zu dicht. Dann plötzlich sehe ich Andrè nicht mehr im Rückspiegel. Ich muss sofort an die Situation in Pakistan denken, da hatte Andrè einen Zusammenstoß mit einem Moped. Und tatsächlich sehe ich ihn inmitten einer Menschenmenge. Viel Hektik gepaart mit wilden Gestiken. Ich frage, ob bei ihm alles in Ordnung ist. Das bejaht er, doch das Motorrad sieht übel aus. Am Vorderrad spreizen sich die Speichen in alle Richtungen. Zuerst ist nicht klar, wer an dem Unfall beteiligt war. Dann sehe ich einen Mopedfahrer, der ziemlich nervös ist und einen Mann der am Handgelenk verletzt ist. Der Verletzte spricht Englisch, was für ein Glück. Doch auch er redet etwas wirr daher. Der Mopedfahrer will losfahren und ich drehe den Zündschlüssel wieder auf off. Gefährlich nahe kommen wir an eine Eskalation. Der Verletzte fragt mich was ich da machen und ich sage ihm, dass keiner hier wegfährt bis wir eine Lösung gefunden haben. Die Lage entspannt sich, als er mir zugesteht, für alles aufzukommen. Wir räumen das Motorrad zur Seite und die Menschenmenge löst sich auf. Zusammen suche ich mit dem Mopedfahrer eine Werkstatt auf, die sich bereiterklärt, das Motorrad zu holen. Doch eine Stunde und einen heftigen Regenguss später gibt es noch keine Transportmöglichkeit. Ich telefoniere mit Andrè und wir beschließen das Motorrad zu schieben, das Rad dreht sich und es sind nur 1,5 Kilometer zur Werkstatt. Es ist schon dunkel, das hilft uns dabei, nicht so viel Aufsehen zu erregen. In der Werkstatt verstauen wir das Motorrad und machen für den nächsten Tag ein Treffen aus. Wir verladen das nötigste Gepäck von André auf mein Motorrad und fahren zum bereits gebuchten Hotel.

Tags darauf treffen wir wieder alle in der Werkstatt. Zusammen organisieren wir dann auch eine Felge einer Royal Enfield Himalayan, diese ist identisch mit der Vorderradfelge der XT660Z. Auch einen Rad-Experten, der das Rad einspeichen soll haben wir schnell gefunden. Drei Stunden später ist Andrès Tenere wieder fit. Und alles hat der Verletzte der sich selbst Ali nannte bezahlt. Glück im Unglück.

In Pokhara selbst machen wir nicht sehr viel. Nur zwei kleine Ausflüge in die Berge stehen auf dem Programm. Die meiste zeit relaxen wir. Weiter über den Mid Hill Highway fahren wir nach Kathmandu.

Hier gefällt es uns. Wir gehen oft in die Pubs in der Innenstadt und schauen uns auf den Märkten um. Die meisten Sehenswürdigkeiten lassen wir aber aus, denn das Auge wird auf solch einer Reise auch mal satt.

In Kathmandu organisieren wir auch einen Flug nach Bangkok. Natürlich auch für die Motorräder. Am Ende zahlen wir ca. 620 Euro pro Fahrzeug und nochmal 160 Euro pro Person. Das beinhaltet verschiedene Fahrten zum Zoll und dem Experten für Thaiair-Transporte. Doch am Ende entscheiden wir uns für eine Transportfirma. Das kostet nur minimal mehr ist aber maximal weniger Aufwand.

Zwischen dem Buchungstag und dem Abflug haben wir noch einige Tage Zeit, so fahren wir auch noch nach Nagarkot, nord-östlich von Kathmandu. Eine sehr gute Entscheidung. Hier bekommen wir nochmal den vollen Himalaya Flash bevor es dann wieder zurück nach Kathmandu geht.

Dort bleibt nicht mehr viel zu tun. Die Sachen verpacken um Gewicht am Motorrad zu reduzieren und das Motorrad waschen. Das wars, auf Wiedersehen Nepal. 

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© Jens Hellstern