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Usbekistan

Unendlich intensive Kontrollen, keine Chance auf ein durchkommen mit auch nur etwas das nicht der Regel entspricht. So lesen sich viele Berichte im Internet. Ich habe eine DSLR-Kamera, einen Camcorder, zwei kleine Helmkameras, eine Kompaktkamera und noch so ein fliegendes Teil dabei. Ich könnte also leicht als Spitzel für irgendeine Organisation arbeiten, entsprechend angespannt bin ich an der Grenze. Doch es geht alles gut, die Kontrolle wird gemacht, doch nicht mit aller Härte und so werde ich nicht angeklagt. Auch eine Zolldeklaration unserer Gegenstände müssen wir nicht machen. Das kann nur gut sein, denn ich spiele mit dem Gedanken meine DSLR-Ausrüstung zu ersetzen.

Das erste Ziel ist Marghilan im Fergana-Tal. Das Zentrum der Seidenherstellung in Zentralasien. Hier tauchen wir in den Prozess der Seidenherstellung ein vom ziehen der Fäden bis zum Weben der Stoffbahnen. Das kann man sich am besten in der Yodgorlik Silk Factory erklären lassen, denn diese Firma stellt noch Seide von Hand her, oder zumindest einen Teil, denn in den bei der Führung nicht gezeigten Hallen stehen automatische Apparate.

Wie aber soll es auch funktionieren auf dem hart umkämpften Markt. Schließlich ist die größte Konkurrenz in China beheimatet mit einer noch längeren Tradition der Seidenherstellung.

Da das ausgewählt Hotel in der ersten Nacht kein Zimmer hat, wird das Zelt kurzerhand in den Vorhof gestellt. Das Schlafen klappt auch ganz gut, da Andre und ich Teil einer lustigen Runde werden. Aber von Anfang an.

Nach dem Duschen soll das Essen folgen. Ein Passant wird nach einem Restaurant gefragt, seine leichte Alkoholfahne wird ignoriert. Kurze Zeit später steht Schaschlik auf einem Tisch, an dem wir sitzen, Salat, noch etwas Brot und drei Bier. Dazu gibt es noch Kurt, ein salziger Hartkäse aus Ziegen oder Schafsmilch. Der Abend wird lange und kleine und große Zigaretten werden in der Runde weitergereicht. Tabak unter die Lippen gestopft und natürlich jede Menge Bier getrunken.

Das Taxi ist auch schnell gefunden, denn der Fahrer sitzt auch in der Runde. Prost! Die Nacht ist kurz, schon am frühen Morgen wecken uns die Angestellten mit Ihrem Tatendrang. So wird gefegt, gespült und gequasselt. Aber dafür rücken Sie auch ein kostenloses Frühstück raus.

Der Tagesplan muss beim Frühstück geändert werden, denn ich bemerke einen Platten Reifen an der vorderen Tenere, meiner Tenere. Doch nach zwei Stunden ist der Schlauch geflickt und das Rad wieder montiert, jedoch ist mir ein Riss in der Felge aufgefallen. So haben wir jetzt zwei gebrochene Felgen zu reparieren/ersetzen. In Marghilan ist das jedoch nicht möglich.

Also verschieben wir die Reparatur auf die Hauptstadt Tashkent. Dort müssen wir ohnehin auf das Turkmenistanvisum warten.

 

Sehr beeindruckend zu sehen ist die Baumwollernte in Usbekistan. Wohingegen in Griechenland und auch Kasachstan Maschinen zum Einsatz kommen, wird in Usbekistan alles von Hand gepflückt. Die Felder stehen voll mit Menschen, die außerhalb der Saison anderen Arbeiten nachgehen. So arbeiten dort Hausfrauen, Frisöre und Mechaniker.

Um viel Spielraum für die Reparatur und die Beschaffung des Visums zu haben, buchen wir eine Unterkunft für 8 Nächte. Und zwar im JuleVerne Hostel im Zentrum der Stadt. Mit Sador haben wir auch den perfekten Host gefunden, er ist sehr hilfsbereit und fährt viel mit uns herum.

Der erste Versuch, die Felgen zu schweißen, stellt sich als Misserfolg heraus, der Schweißer hat leider keine Erfahrung mit Felgen und schweißt Sie einfach zusammen. Das hat zur Folge, dass aktuell ein eierndes Etwas zwischen unseren Federbeinen hängt. Unfahrbar. Wie das weitergeht, keine Ahnung!!

05.10.2018

Langsam aber sicher gewinnt die Zuversicht wieder Oberwasser.

Rustam heißt unser Retter. Er hat eine Motorradwerkstatt und konnte nach viel Recherchearbeit zwei Felgen ausfindig machen die auf unsere Motorräder passen. Das heißt im Detail, wir müssen eine Felge neu einspeichen und die andere nur wechseln, weil die richtige Nabe verbaut ist. Alles zusammen hat bisher 530$ gekostet. Dazu kommen noch die Kosten für die Reparatur. Jetzt stehen die Motorräder in der Garage von Rustan und wir müssen, mal wieder, warten. Aber wenn wir nur an das beste glauben können wir am Montag, nachdem wir uns am Sonntag von der Geburtstagsfeier erholen konnten, weiter Richtung Samarkand fahren. Die Feier machen wir, weil Andre am Samstag 40 Jahre alt wird. In der Zwischenzeit hat sich auch die Turkmenische Botschaft erbarmt und uns ein Transitvisum für 5 Tage ausgestellt. Somit werden wir ab dem 16.10.2018 in Turkmenistan unterwegs sein, denn das Visum ist tagesspezifisch. Das gibt uns dann leider nur 8 Tage für den Besuch von Samarkand, Buchara und Chivas. Das ist uns eigentlich zu wenig, aber in diesem Fall gibt es keine Alternative.

Gestern war es auch mal wieder soweit und ich wurde bei der Tourismusausstellung nach einem kurzen Interview gefragt, natürlich konnte ich nicht ablehnen. Gleich heute Morgen wurde mir dann von den Frauen, die in dem Hostel arbeiten in dem wir leben, dass ich im Fernsehen war. Doch leider gibt es den Clip nicht im Internet. Auf der Ausstellung selbst gibt es auch viel zu sehen. Von ganz Usbekistan werden Traditionen und sehenswertes dargestellt. So kann dort Wein aus Taschkent (sehr gut) und allerlei andere Köstlichkeiten probiert werden. Noch dazu sprechen viele Leute Englisch. Dort lernen wir auch die Kollegen vom MCC Partriots kennen, den größten Motorradclub in Taschkent mit 23 Mitgliedern. Wir genießen den Tag und lassen ihn mit unseren neuen Freunden, Rustam und Sahid im Gasthaus ausklingen.

Nach einem guten Essen im Restaurant um die Ecke machen wir unser Interview und Sahid sagt, dass er sich meldet, sobald es fertig ist.

Danach machen wir mit Rustam einen Termin aus um die Motorräder abzuholen. Das soll um 17Uhr geschehen. Doch schon kurz nach unserem Eintreffen gibt es wieder einen Rückschlag, mein Vorderreifen ist platt. Ich rufe Rustam an, der nicht da sein kann, weil er einen Ausflug macht. Er meint es sei nur zu wenig Luft und ich soll zu einem Reifendienst fahren, um Luft aufzufüllen. Das mache ich natürlich, doch die Luft geht schneller raus als rein.

Also wir mit Rustam wieder ein weiterer Termin vereinbart.  Am nächsten Morgen ist Tag der Entscheidung, mal wieder. Zusammen mit Andre fahre ich auf seinem Motorrad zurück in die Stadt.

Und dann endlich nach dreizehn Tagen können wir die Stadt Taschkent verlassen. Endlich geht es weiter Richtung Abenteuer. Der Reifen wurde mehrmals geflickt aber behält die Luft. Nie wieder werde ich blind einem Mechaniker vertrauen, nicht in diesen Ländern. Wenn hier jemand die Aussage trifft, er sei Spezialist, dann muss das noch lange nicht zutreffen.

Unser Schnelldurchlauf von Usbekistans Schönheit beginnt mit Regen beim Ausfahren aus Tehran. Aber wir lassen uns nicht beirren und kommen in Samarkand ganz trocken an. Hier haben wir schon im Voraus ein Hostel gebucht um nicht lange suchen zu müssen. Am nächsten morgen werden Fotoausrüstung und Klamotten für den Tag aufgeschnallt und die Stadt besichtigt. Und mehr als in Taschkent wird uns der Mythos Seidenstraße präsentiert. Wobei hier natürlich zu bedenken ist, dass vieles zerstört und wiederaufgebaut werden musste, durch Verfall, Erdbeben oder den Mongolensturm. Mir kommt es stellenweise vor, als würde ich durch eine riesige Filmkulisse laufen. Doch es ist sehr spannend und wir kommen sogar in den Genuss von ein Bisschen ursprünglicher Gemütlichkeit. Alles was an der guten Situation stört, ist die Kälte, die uns um die Nase weht.

Unser Hostel verfügt über einen gemütlichen Bereich und für die Motorräder einen sicheren Stellplatz. Doch auch nachts ist es sehr Kalt und es werden kurzerhand alle Decken aus dem Schrank gezogen. Doch es ist immer noch bitterkalt in der Nacht. Erst am nächsten Morgen leuchtet eine Lampe auf, denn es gibt ja auch noch die Schlafsäcke, die bis in die Minusgrade warmhalten. Aber die waren in den Motorrädern.

Von Samarkand geht’s Richtung Buchara und Chiva und das immer im gleichen Muster. Fahren, Ankommen, Essen, Ausschlafen, Stadtbesichtigung, Essen, Schlafen und dann weiterfahren. Mit dem großen Unterschied, dass die Intensität der Seidenstraße mit jeder Stadt wächst. So landen wir in Chiwa in einem Guesthouse, dass mitten in der Altstadt liegt. Das kann man daran erkennen, dass wir innerhalb der ca. 5 Meter hohen Mauer sind.

Auf der Fahrt dorthin lernen wir auch noch Justin kennen. Einen Neuseeländer der in Korea gewohnt hat, sich eine Afrika Twin in England gekauft hat und damit auf dem Weg nach Hause ist?????

Wir besichtigen die Stadt und gehen gemeinsam Essen, natürlich kommen auch die typischen Themen, Alkohol, Motorräder und Frauen nicht zu Kurz.

Ich bekomme nebenbei auch noch ein neues Smartphone organisiert, denn meines ist bei ca 90 km/h vom Motorradhalter geflogen, Totalschaden.

Das Land Usbekistan verlassen wir 60 km hinter Chiwa und fahren nach Turkmenistan ein.

Hier haben wir wie schon beschrieben nur ein 5 Tage Transitvisum und es gibt somit auch nur ein Highlight. Und das ist ohne Zweifel das Gate to Hell in Dervaza.

Beim Grenzübergang müssen wir noch feststellen, dass die Max Menge an Einzuführenden Zigaretten-Packungen nicht bei 5 sondern bei 2 liegt.  Doch gnädiger Weise dürfen wir auch 5 mitnehmen. Die Straße ist auch ausgebaut wie eine Autobahn und so würden wir auch schnell vorankommen, würde die Dunkelheit nicht schon ab 17:15Uhr einsetzen. So zelten wir einfach wild neben der Straße und genießen die frische Luft. Am nächsten Tag wiederholt sich dieses Schauspiel und dann erreichen wir das Tor zur Hölle.

Ein 70 Meter Gaskrater, der durch einen Unfall entstanden ist, angebrannt wurde und jetzt schon 40 Jahre lang brennt. Es ist ein so mächtiges Gefühl mit dem Moped vor dem Kraterrand zu stehen und die heiße Luft durch den Spalt am Visier zu ziehen. So schlagen wir auch aus Angst vor der Kälte das Zelt direkt neben dem Krater auf. Viel Spaß mit den Bildern.

Turkmenistan

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© Jens Hellstern