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Iran

Karte Iran

Quchan ist die erste Stadt die wir im Iran sehen. Und sie ist dreckig, überall liegt Müll, so ist jedenfalls der erste Eindruck. Davor war der Grenzübergang von Ashgabat aus. Die erste Erfahrung war der massive Unterschied beim Geldwechsel. Getauscht wurden 100 USD pro Person. Nach zähen Verhandlungen einigten wir uns mit dem Geldwechsler auf 55000 Rial pro Dollar. Der offizielle Kurs ist bei 42500 Rial pro Dollar festgeschrieben. Durch verschiedene Informationsquellen haben wir erfahren, dass es auf dem Schwarzmarkt bessere Raten gibt als den offiziellen. Erst am Abend wissen wir dass auf dem Schwarzmarkt bis zu 160000 Rial für den Dollar gezahlt werden. Eine Erfahrung mehr. Doch das kann uns nicht aus der Bahn werfen. Auch Thomas aus Belgien, der mit uns über die Grenze gekommen ist weis es nicht besser und lernt daraus. Danach trennen sich unsere Wege, zumindest vorerst, denn auch Thomas ist auf dem Weg nach Indien.

Die erste Nacht verbringen wir auf einem Parkplatz hinter einer Polizeistation. Hier ist es sicher, wenn auch nicht optimal, denn anstatt grüner Wiese müssen wir unser Zelt auf einer Betonplatte aufstellen. Dank der beiden Motorräder steht es trotzdem sicher. Teekochen und was Vespern steht auf dem Plan. Ich gehe noch kurz einkaufen. Es gibt Pistazien, Mandeln und Erdnüsse. Ich nehme von allen ein Bisschen. Dank des miserablen Wechselkurses zahle ich am Ende ca. 8 USD. Aber Sie schmecken trotzdem. Die Nacht ist auch noch bitterkalt uns so müssen wir alle Campingregister ziehen um gut zu schlafen.

So geht es weiter und am dritten Tag im Iran trifft uns die Woge der vielbeschriebenen iranischen Gastfreundschaft voll in die Fresse. Mit voller Wucht spült Sie uns die durch westliche Medien mit Vorurteilen getränkten Hirnlappen frei.

Andre und ich wollen in einem Park zelten, mitten in der Stadt versteht sich. Doch das ist nicht so einfach. Der erste Mann den wir fragen weist uns den Weg mit seinem Fahrrad, denn die Stelle die wir uns ausgesucht hatten ist für Ihn zu weit von der Polizeistation weg. Ok so verlegen wir unser Lager hinter die Wache. Die Polizisten werden natürlich auch gefragt und signalisieren uns mit Ihrem AK47 ähnlichen Automatikgewehr, dass sie auf uns aufpassen werden.

10 Minuten später werden wir von zwei jungen Iranern gefragt, ob wir was rauchen wollen. Natürlich lehnen wir ab und quatschen mit Ihnen über dies und das, natürlich etwas holprig, denn Sie können kein Englisch. Doch schon bald klingelt das Telefon, es ist M. Und M spricht hervorragend Englisch. Er sagt mir er muss noch einen Kunden fertig machen, dann kommt er zu uns, er ist Frisör. Nach zehn Minuten steht er auch schon da und will, dass wir zu Ihm nach Hause kommen. Doch wir haben schon alles aufgebaut und lehnen ab. Doch versprechen Ihm, Ihn morgen in seinem Laden zu besuchen. M will dann auch noch Frühstück besorgen.

Am nächsten Tag wird dann der Plan geändert. Schlussendlich verbringen wir drei Tage mit M und seiner netten Familie. Wir machen Ausflüge und Essen Kebab, bekommen Früchte geschenkt und seine Mutter backt am Ende sogar noch Brot und Kuchen für uns, wir können nicht Mal alles mitnehmen. Und wir dürfen nicht mal was für den Sprit zahlen. Ich frage Ihn warum er das alles macht und er sagt nur, „Damit Ihr eine schöne Zeit habt und gerne daran zurückdenkt.“ Wir sind überwältigt. (Seinen Namen haben wir absichtlich nicht genannt, denn Leute beherbergen ist nicht so gerne gesehen)

Nach dem Abschied beschließen wir Richtung Berge zu fahren, da wir uns noch immer im Norden des Landes befinden ist das auch nicht schwer. Vor uns das Kaspische Meer und hinter uns bis zu 4000m hohe Gipfel. Davor wird noch kurz getankt. Und auch das macht Spaß im Iran, kostet doch der Liter gerade mal 20 Cent mit dem offiziellen Wechselkurs. Mit dem besseren 6 EUROCENT!!!!

In den Bergen trifft uns auch der erste Schneefall dieser Reise, auf knapp 2500 Metern. Doch schnell sind wir auch wieder weiter runtergefahren und es wird spürbar wärmer.

Tags darauf soll unser Nachtquartier ein noch nicht fertiger Kuhunterstand werden. Es gibt dort aber noch Bauarbeiter die uns zuerst zelten lassen wollen, dann aber doch den Chef anrufen. Der sagt mir am Telefon, dass wir nicht zelten müssen sondern ein Zimmer bekommen. Er will uns dann am Morgen zum Frühstück treffen. Und so kommt es wie versprochen. Gemeinsam mit Ali, dem Chef der Pajan Milchwerke sitzen wir am Frühstückstisch. Natürlich bleibt auch eine „Werksführung“ nicht aus. In den nächsten Jahren will er hier am Standort nahe Teheran eine Milchproduktion aufbauen mit über 15000 Milchkühen. Und das schon jetzt fertiggestellte ist bemerkenswert. Nicht nur die Größe, sondern im speziellen, dass er von den gebrauchten Materialien alles selbst produziert. So hat er neben einem Betonwerk für die Steine und Fundamente auch noch Schweißer die die Gatter für die Kühe selbst herstellt. Natürlich schreit das nach einer weiteren Nacht in der Unterkunft. So schlafen wir nochmal mit den Jungs der Baustelle in Ihrem Wohnheim. Und alles ganz ohne bezahlen. Natürlich werden auch unsere Obst- und Gemüsereserven am nächsten Morgen wieder aufgefüllt. Nach dem obligatorischen Frühstück, versteht sich.

Endlich in Teheran angekommen empfangen wir auch die lang ersehnten Zweitpässe aus Deutschland. Diese haben wir schon in Russland nach Hause geschickt um das Visum für Pakistan zu beantragen. Und jetzt halten wir Sie in den Händen. Es kann also weitergehen. Jiihaa

In Teheran selbst schauen wir uns das Regierungsgebäude (von außen) und weitere Sehenswürdigkeiten an. Am besten gefällt uns jedoch der Ausflug zum „Roof of Teheran“ wo wir einen Blick über die ganze Stadt werfen können.

 

Tehran bis Zahedan 08.11.-30.11.2018

Die Reise geht weiter, wir schreiben den 08.11.2018, Wochentag unbekannt.

Die Straße mit dem Namen Theran-Qom Old Road führt uns nach Süden, die Autobahn war uns zu langweilig, auch wenn wir als Motorradfahrer nichts bezahlen müssen. Eigentlich ist die Autobahn auch gesperrt für Zweiräder, doch wir werden immer freundlich Weiter gewunken.

Doch die alte Straße sieht auch landschaftlich reizvoller aus. Nach einem Einkauf fahren wir zu einem Camp das auch in der nützlichen iOverlander-App gekennzeichnet ist. Es handelt sich hierbei um eine restaurierte Karavanserei, doch da niemand zugegen ist fahren ein Stück weiter zu den Weinreben. Doch hier wird kein Wein gemacht, sondern nur Esstrauben und Rosinen, auch klar.

Am nächsten Morgen schauen wir noch nach Wasser, doch leider sind die Bewässerungsleitungen abgestellt. So reicht es gerade noch um die Hände vom Staub des Zusammenpackens zu befreien.

Südlich von Kaschan biegen wir links ab, denn unser heutiges Camping Ziel heißt Namak-Lake. Das ist ein Salzsee von gigantischem Ausmaß, etwa doppelt so groß wie das Bundesland Berlin.

Die Strecke dorthin ist sehr sandig und erfordert einiges an Fahrkunst und Balance. Doch wir schaffen es bis zum See, der unter der Salzschicht eine Tiefe von gerademal 0,5-1m erreicht und somit nicht zum Tauchen geeignet ist. Natürlich werden wir hier beim Einkaufen wieder geselfied, doch da es sich diesmal um zwei Freundinnen handelt ist es noch schöner als sonst. Wir lernen auch Jochen kennen, der mit seiner 800er BMW alleine unterwegs ist. Das Treffen ist kurz, da er in die entgegengesetzte Richtung unterwegs ist. Doch wir tauschen die Nummern aus und wollen in Kontakt bleiben.

Unser Tagesziel erreichen wir mit Isfahan oder auch Esfahan. Hier mieten wir uns im Rugrag Hostel ein und dürfen auch gleich die Motorräder in den Innenhof stellen. Am nächsten Tag sehen wir uns eine armenische Kathedrale und das zugehörige Museum an und staunen nicht schlecht als wir den privaten Besitz von Yeprem Khan begutachten. Er ist so eine Art Freiheitskämpfer der Armenen und war Polizeichef in Tehran. Und in seinen Habseligkeiten entdecken wir die Mauser Pistole, die wir schon einmal in einem Souvenirladen gesehen haben. Von Oberndorf in den Iran und das um 1900.  Nach dem Sightseeing und lernen eine junge Iranerin kennen, die uns zu Ihrer Familie nach Hause einlädt. Mit ihrem Bruder schauen wir uns auch die Jame Mosche an. Sie gilt als die älteste Moschee im Iran und wurde in den letzten 1000 Jahren mehrere Male umgebaut. Wir bekommen auch die Erlaubnis hineinzugehen, obwohl die Mosche schon geschlossen hat. Später erfahren wir, dass unser Begleiter dafür bezahlt hat. Was für ein Privileg.

Wir werden auch eingeladen noch eine Nacht bei Ihnen zu verbringen und nehmen die Einladung gerne an.

Nach der Verabschiedung fahren wir am 13.11. weiter Richtung Yazd und nächtigen in einem verlassenen Dorf bei Varzaneh nahe dem Black Peak.

Es ist schön auch mal in Ruhe dasitzen zu können und den Sonnenuntergang über den Sanddünen bei Varzaneh beobachten zu können. Denn an diesem Tag haben wir keine Besucher.

Auf dem Weg nach Yazd kommen wir an einer großen Karawanserei vorbei die wir besichtigen, außer uns ist keiner da. So können wir uns selbst Gedanken machen, wir die Karavanen durchs Eingangstor geschritten sind, be- und entladen wurden und die Führer sich in eines der kleinen Zimmer eingerichtet haben. Quasi ein Kamel Motel oder Kamotel.

Am 17.11 trudeln wir dann in Yazd ein und relaxen. Hier treffen wir uns auch mit Jochen wieder und verabreden uns zum Abendessen. Ansonsten machen wir nicht viel außer die Wäsche zu waschen und eine kleine aber informative Walking Tour.

Über kleine Nebenstraßen gelangen wir nach Shiraz, um genau zu sein nach Persepolis, der alten Stadt der Perser.

Diese alte Stadt zu besichtigen und vor allem die Details der Steinmetzarbeiten ist echt cool. Auch die Information, dass beim Bau keine Sklaven verwendet wurden hört sich doch durchweg positiv an. Das heißt alle Helfer wurden für Ihre Arbeit bezahlt.

Das nächste Highlight soll der Reghaz-Canyon sein, eine Empfehlung von Jochen. Doch es kommt anders als erwartet, denn als wir die Auffahrt angehen treffen wir auf drei Iraner auf zwei Mopeds. Sie haben eine Ziege dabei und laden uns spontan auf ein Abendessen ein. Da die Ziege der Mittelpunkt des Essens ist und wir uns auch wundern wie das alles ablaufen soll sagen wir spontan zu. Daraus wird ein sehr netter Abend unter neuen Freunden, die des Nachts jedoch noch sehr laut werden. Dank des Konsums ihrer Köstlichkeiten aus Afganistan meinen Sie wohl Wölfe zu sein. Doch irgendwann geben Sie Ruhe und wir können Schlafen.

Je weiter wir in den Süden kommen, desto wärmer wird es, so können wir auch bei unserem Camp in den Bergen nahe Bandar Lengeh im T-Shirt sitzen und brauchen keine Jacke. Am nächsten Tag überschlagen sich dann wieder die Ereignisse. Zuerst wollen wir in Lari nur kurz anhalten um was zu essen, der Kebab ist im ganzen Land bekannt. Doch dann werden wir von den Obstverkäufern mit Melonen, Orangen, Granatäpfeln und Äpfeln so überschüttet, dass wir keine weitere Mahlzeit brauchen. Nach weiteren 100 km erreichen wir dann den Persischen Golf. Wieder einmal ein neues Meer auf der Liste der bereisten Wasserflächen. Ein Fischer lädt uns spontan zum Essen ein, vergisst es aber dann wieder. Den Strand den wir uns danach zum Baden ausgesucht haben, können wir nicht benutzen, da er zu viele Steine hat, ein Anwohner führt uns dann zu einem anderen. Dort allerdings ist ein Polizeiposten der des Nachts besetzt wird, um den Schmugglern von den VAE und dem Oman Einhalt zu gebieten. Trotz des Risikos das offenbar vorhanden ist wenn es einen Polizeiposten gibt, fragen wir nach der Möglichkeit hier zu campen. Nach längerer Verständigungsproblematik ist dann klar, dass es geht. Der Anwohner verabschiedet sich und fährt auf seinem Moped davon. Wir gehen baden und fangen an zu Kochen. Doch nicht lange sind wir alleine. Ein Militärfahrzeug nähert sich und will dann unsere Ausweise sehen. Wir fragen nochmal nach und bekommen für das campen eine Abfuhr, war ja fast klar. So machen Sie uns klar, dass wir in dem nahegelegenen Park zelten können.

Kurz nachdem sie wieder weg sind kommt der Anwohner, Mohamad, wieder auf seinem Moped. Er fragt ob alles in Ordnung ist und bringt uns Saft und Süßigkeiten. Danach packen wir zusammen und fahren gemeinsam zum Park. Dort treffen dann wenig später auch seine Freunde ein, von dem einer bis tief in die Nacht bleibt und ca. 15 Zigaretten von uns schnorrt.

Wir legen uns danach einfach auf den Boden unter ein kleines Dach. Doch leider hatten wir nicht mit dem starken Wind und den zahlreichen Besuchern gerechnet. So wird es eine kurze Nacht. Umso schöner ist jedoch der Sonnenaufgang direkt am Meer und ich lasse es mir nicht nehmen die ersten Lichtstrahlen des Tages einzufangen.

Das nächste große Ziel erreichen wir mit der Lut-Wüste. Die heißeste Wüste der Erde mit über 78°. Doch dazwischen geraten wir noch in einen Staub bzw. Sandsturm und müssen vor Wind und Wetter zu einem Bauer flüchten, der uns jedoch gerne Essen und einen Schlafplatz für die Nacht anbietet.

Die Wüste selbst ist auch mega beeindruckend mit Ihren vom Wind abgeschliffenen Kaluts. Das sind die turmartigen Übrigbleibsel dieses Verwitterungs-Prozesses und inmitten dieser finden wir einen Windgeschützten Zeltplatz. Der Sternenhimmel ist einfach großartig. Tags darauf fahren wir dann mitten durch die Wüste um nach Zahedan zu gelangen um uns auf die Einreise nach Pakistan vorzubereiten, mental und körperlich.

In Zahedan lernen wir einen Iraner kennen, der in einer Bank arbeitet. Er will uns helfen Geld zu wechseln, denn wir wollen für Pakistan vorbereitet sein, soll es doch dort sehr turbulent zugehen und wir wollen nicht an einer Tankstelle stehen ohne Geld. Zusätzlich wollen wir noch das Visum kopieren und den Ausweis, denn das soll schon dem ein oder Anderem Overlander Zeit an den Kontrollpunkten gespart haben.

So werden wir von Ihm am nächsten Tag zu verschiedenen Hotels gefahren um Preise zu vergleichen, zu den Wechselstuben um den Kurs auszumachen und natürlich zu einem Copyshop um die Dokumente zu kopieren.

Da wir dann auch noch einwilligen, dass wir uns abends treffen können um gemeinsam zu Speisen, erleben wir eine höchst schöne Zeit. Dazu kommt noch, dass er seine Schwester mitbringt, die Doktor ist und gemeinsam haben wir viel Spaß in den folgenden zwei Tagen. Wie sich hiermit wieder zeigt, ist die unvoreingenommene Hilfsbereitschaft der Perser unerschöpflich. Allerdings fällt auch bei Ihm auf, dass er es mit dem Gesetz zum Verbot der BTM nicht ganz so ernst meint und dann dank dieser Anregung mit 120km/h über die Schnellstraße zu brettern und sich zusätzlichen Spaß verschafft indem er das Licht ausschaltet. Auch seine Schwester kann ihn nicht bremsen. Doch wir kommen unbeschadet im Hotel an.

Wir verabschieden uns herzlich von den zwei Geschwistern und bekommen dann auch noch ein kleines Selbstgedrehtes Geschenk von Ihm. Aus Höflichkeit nehmen wir es an, doch scheint uns das nicht gerade intelligent, müssen wir doch am nächsten Tag an die Grenze des kritischsten Landes unserer bisherigen Reise. 

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© Jens Hellstern